Ich habe in der Heimatstadt zu tun, der Weg dorthin kommt mir immer weiter vor. Mittlerweile schaffe ich den Weg schon nicht mehr, ohne mir voher Tee zum mitnehmen zu machen, unterwegs einen LaMa by drive-in zu holen. tbc




Ich nutze im Vorbeifahren die gute Infrastruktur der kleinen Großstadt. Meine neue Heimat ist und bleibt ein Kaff.
Im gut sortierten Getränkemarkt, in dem ich jahrelang Stammkunde war (und ich bin mir sicher die Kassiererin erkennt mich immer noch), kaufe ich eine Kiste Lieblingsbier, wundere mich dass es nicht im Angebot ist, wie ich vorher durch Recherche von ausgegangen war, also ich kaufe deswegen nur eine Kiste, dazu bißchen Lieblingswasser was man im Kaff nicht bekommt. An der Kasse dann doch im Angebot, das hatte ich auch erwartet, sei aber doch nicht so ausgeschildert, sage ich dem Jungen an der Kasse (die übliche Kassiererin macht gerade irgendwas anderes, was übergeordnetes, vielleicht ist sie mittlerweile Filialleitung oder so), doch doch, noch im Angebot, antwortet er, die Schilder seien nur schon für Mo ausgewechselt. Es ist kurz vor Feierabend, mein Termin dauerte den ganzen Tag, ich bin quasi schon auf dem Rückweg. Ja wenn das so ist, komme ich gleich nochmal rein und nehme noch mehr mit, entgegnete ich ihm. Draußen vor der Tür warten zwei junge Männer. Einer versucht die Obdachlosenzeitung zu verkaufen, einer hat einen Nebenjob bei der hiesigen Brauerei, Promotion, verschenkt Bier.

Ich schätze sie sind gleich alt. Und ich halte beide für attraktive junge Männer.
Da ich nochmal in den Laden gehen will um mehr vom Angebot zu kaufen, nutze ich die Chance das vorab vergessene Leergut einzutauschen. Ich gehe also wieder rein, jetzt mit Leergut, beide junge Männer sehen mich erneut, natürlich schaffe ich es beide gleichzeitig anzulächeln. Ich habe es perfektioniert, was für ein Vorteil die Erfahrung, ich könnte beide zum Frühstück--------
Ich schaffe mehr vom Angebot auf mein Wägelchen, zahle erneut mit Karte, der Junge an der Kasse etwas verstört, dazu wie vorher zwei Flaschen irgendwas zum probieren, ja schönen Abend, ja schönen Feierabend und dann verlasse ich den Laden endlich. Der junge Herr Promotion überreicht mir das Promotiongeschenk (neue Sorte des heimischen Bieres), danke, klasse, ich schwenke nach links, eine Zeitung nehme ich jetzt auch mit, danke, klasse und dann passiert es:
der Herr Promotion kommt nochmal zu mir, steckt mir eine weitere Flasche Promotionbier zu: ich hätte zwar die falsche Marke auf demWagen (habe nicht das heimische sondern mein noch mehr herbes Lieblingsbier gekauft) aber eine gute Tat würde er dennoch unterstützen.

Das ist meine Heimatstadt: zwei hübsche Jungs vorm Getränkemarkt, der eine obdachlos, verkauf die entsprechende Zeitung, der andere, direkt gegenüber, Student oder so, Nebenjob Promotion bei der heimischen Brauerei, beide zum mitnehmen, zusammen dort ein Tag vorm Getränkemarkt, und es wird eine extra Flasche heimisches Bier verschenkt, wenn man die heimische Obdachlosenzeitung kauft. So geht das in meinem Heimatort. Ich habe beide nochmal extra angelächelt, schiebe mein Wägelchen zum Auto und überlege spontan zum Friedhof zu fahren, denn das ist doch genau das, was meine Mutter sagen würde über unsere Heimatstadt, und ich hätte diesen Moment so gerne mit ihr geteilt.

Ich steige ins Auto, fahre nach Hause, der Kater wartet sicherlich schon, dann großer Stau, irgendwann komme ich an, ja der Kater hat gewartet, der Mann fragt vom Tag, ich erzähle was, er weiß nicht wovon, ach ist auch egal, ich schneide die vertrockneten Blüten der Dahlien ab, Essen ist fertig, ja lecker die Kartoffeln, mit dem Rosmarin aus dem Garten, miau.

Ich dachte du kommst später. Ja, nein, wollte dann doch nach Hause.

Bin in der Stadt. Treffen wir uns? Könnte um fünf, vielleicht für ein zwei Stunden.
Kann heute nicht, bin schon verabredet. Wann kannst du wieder?
Weiß ich noch nicht, ich melde mich.

tbc