Mittwoch, 10. April 2013
Das ist so wie Liebeskummer: durch Erfahrung weiß man, dass das jetzt gerade unendlich weh tut, es aber auch wieder besser wird.



Es ist und bleibt das gleiche Gefühl, über all die Jahre hinweg. Ein Schritt vor, drei Schritte zurück. Mehr geben müssen als andere und dennoch kommt bei mir viel weniger dabei rum. Ein sich abrackern, abmühen über die Grenzen hinweg, ohne Resultat, ohne etwas zu erreichen. Immer wieder dieses weiter die Zähne zusammenbeißen, weiter die Ohren steif halten, durchhalten, durchhalten, durchhalten. Ich kann nicht mehr.

Ich kann mich jetzt ja nicht hinstellen und sagen: die anderen haben es alle besser, den anderen fliegt alles zu, nur mir nicht! Ich kann auch nicht "die anderen" für mein Unglück verantwortlich machen. Die alten Chefinnen waren scheiße, jetzt habe ich schon wieder Pech und einen Chef der Eier in der Hose hat. Und dann noch dazu diese Familie!, da haben andere auch mehr Glück. Nee, letzten Endes bin ich ja wieder jeder selbst für mich verantwortlich. Und vielleicht muss ich einfach mal zugeben, dass ich zwar für alle möglichen Menschen schon immer ganz viel gegeben habe, aber mir selbst nicht. Ich hätte mehr lernen können, was anderes studieren können, ein Auslandssemester machen, andere wegstoßen------- scheiß Text. Erst mal Bierchen.



Sonntag, 7. April 2013
Eins vorab: ich war so schlau mir für morgen frei zu nehmen.

Auf dem Rückweg eben per Taxi gebe ich fünf euro Trinkgeld, weil ich weiß, wie hart das Leben in diesem Job ist.

Mist. Zu betrunken um den Tag aufzuschreiben. Aber ich glaube es war ein richtig schöner Geb für meinen Vater. Und für mich auch.



Freitag, 5. April 2013
Gar nicht mal ganz so tief im Inneren war mir klar, dass es in einem Desaster enden wird, wenn ich jetzt meinen Vater anrufe und ihm von dem Jobangebot erzähle. Ich redete mir zurecht, dass ich ihn jetzt aber dringend anrufen muss um noch was für seinen runden Geb am We abzusprechen. Interessanterweise legte ich direkt los mit: die haben mir eine Stelle da-und-da angeboten. Und dann ging es los. Eine gute dreiviertel Stunde ein Auslassen darüber, dass das ja keine Option ist, dass ich ganz klar sagen müsste, dass ich das-und-das Gehalt will uswusf. Ich mag das jetzt gar nicht alles aufzählen. Ein großes Ausschweifen darüber, wie ich mich jetzt verhalten müsse und was ich sagen und einfordern müsse. Alles völlig unrealistisch. Nein, das ist alles ganz normal, weist er mich zurecht. Väter, omg. Ich kann es ihm nicht recht machen. Immer wieder diese extrem hohen Erwartungen. Seit heute Nachmittag kämpfte ich mit den Tränen, wusste kaum die späten Termine durchzuziehen (natürlich! dennoch eins a gemeistert) und auf den Autobahnen versuchte ich mich selbst zu coachen und zu therapieren, fragte mich schließlich woher dieses schlechte, traurige, unzureichende Gefühl kommt. Die Antwort war schnell gefunden. Dieses sich abmühen, sich den Arsch aufreißen, dieses alles geben und am Ende kommt nichts bei rum, keine Wertschätzung, keine Honorierung. Das kenne ich zu genüge aus meiner Rolle in meiner Familie. Und die Firma zieht das gleiche mit mir ab. Ich überlegte weiter, dass ich nicht blockieren darf, dass ich handlungsfähig bleiben muss, auch wenn da gerade ein ganz altes, vertrautes Gefühl bei mir angezapft wird. Schließlich fahre ich rechts ran und rufe den Lieblingskollegen an. Ich kenne ihn so verdammt gut, habe ihn so sehr durchschaut und ich weiß, umgekehrt ist es genauso. Er ist intelligent. Wir gehen Vor- und Nachteile durch. Punkt für Punkt. Ich nenne meine Wünsche, Ziele etc. (Dinge, die er nie erreichen wird, er wird nie eine Führungsposition erhalten, weiß er auch, und peilt das deswegen auch nicht an, er hat andere, weniger Erwartungen vom Leben als ich, weiß er genauso) und er versteht mich. Er führt meine Gefühle an. Wie sich das für mich anfühlt. Am Ende frage ich ihn, wie er das fände wenn wir wieder eins zu eins zusammenarbeiten würden. Er fände es klasse, sagt er ohne zu zögern. Weil er weiß dass ich verdammt gut bin. Ja, und wenn gerade nicht die bösen Hormone regieren, ist es auch ganz nett mit mir, was?, füge ich zwinkernd ein. Und er sieht mein Zwinkern durchs Telefon.